Einleitung Teil 1 ist der Beitrag: Über mich – Wer bin ich?
Es war einmal, und es war einmal gut, und dann war es nicht mehr so gut.
Ich erinnere mich nicht mehr an meine ersten Lebensjahre und meine Kindheit. Na ja, an ein Geburtstagsfest, an dieses Geschenk damals, an den Sturz mit dem Fahrrad und noch an ein paar andere Dinge mehr.
Und ich erinnere mich doch noch an meine Kindheit. Es ist ein Wissen ohne genau zu wissen, ein Gefühl, eine Stimmung, ein Empfinden.
Es war einmal, und es war einmal gut, und dann war es nicht mehr so gut, und das hängt ganz wesentlich mit der Schule, der Berufsausbildung und den Jahren auf der Universität zusammen.
Aufstehen, waschen und anziehen, frühstücken, in die Schule, und den ganzen Vormittag bis zu Mittag sitzen. Draußen scheint die Sonne, zwitschern die Vögel und bläst der Wind, und du musst sitzen und zuhören. Zuhören, mitschreiben, lernen, Prüfung. Schüler als Wiederkäuer wie Kühe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf dieser Welt auch nur ein einziges Kind gibt, dass von so etwas träumt und so etwas gerne macht.
Im Gymnasium dann das Gleiche: Deutsch ist geprägt von Analysen. In Mathematik lernt man wie man es macht, ohne zu verstehen was man da macht. Physik, auswendig lernen. Chemie, auswendig lernen. Geschichte, Zahlen lernen, er wurde geboren am und ist gestorben am und er war an der Macht von bis.
Auf der Universität dann war es anderes, aber vom Prinzip her doch gleich. Das wichtigste ist das Formale: Schriftgröße, Seitenzahl, Anzahl der zitierten Quellen. Verifizierbar, also überprüfbar muss es sein, und auch falsifizierbar, also widerlegbar muss es sein. Und was ich mir dazu dachte, nachdem ich viel gelesen hatte und lange nachgedacht hatte, das durfte ich nicht schreiben, denn das wäre kein Zitat aus einer wissenschaftlichen Arbeit gewesen.
Und ich war immer so interessiert, hatte immer so viele Fragen, wollte immer wissen und verstehen und begreifen.
Es begann in der Volksschule, dass ich immer wieder Kopfweh hatte, und dann „musste“ ich zu Hause bleiben und konnte nicht in die Schule gehen.
Im Gymnasium dann hatte ich ständig Kopfweh, und dann war ich auch immer müde und erschöpft. Zu müde zum Aufstehen, zu „damisch“ zum Zuhören, zu erschöpft zum Lernen. Allergien hatte ich selbstverständlich viele, und Asthma bekam ich dann auch noch, und mehrmals dachte ich, dass ich jetzt ersticken müsse. Und dann waren da noch die Entzündungen. Eine Kehlkopfentzündung, eine Mandelentzündung und dann eine Herzmuskelentzündung und dann war ich ein Herz-Kranker.
Am Vormittag lernen, nach dem Mittagessen lernen, am Nachmittag lernen, am Abend lernen, am Wochenende lernen, in den kurzen Ferien lernen. Deutsch Test. Mathematik Schularbeit. Chemie Zwischenprüfung. Prüfung bestanden, alles vergessen, für die nächste Prüfung lernen.
Auf der Universität: Kant sagt das, Hegel sagt das, klingt beides vernünftig, dachte ich mir, und fragte mich, was bedeutet das jetzt für mich und meinen Vater? Antwort: Keine Antwort!
Und ich hatte immer so viele Fragen und wollte immer wissen: Warum ist meine Mutter heute so traurig? Warum ist mein Vater heute so aufgedreht? Warum tut meine Schwester immer so als würde sie mich nicht kennen? Steht Karin auf mich? Wie tut man mit einem Mädchen? Was ist ein richtiger Mann? Was ist eine richtige Frau? Sollen wir Kinder unseren Eltern widersprechen und zeigen wie selbständig und stark wir sind, oder sollen wir brav sein und machen was sie uns sagen? Muss ich immer tun was mein Chef sagt, oder geht heldenhafte Eigenverantwortung vor? Warum wurde ich krank? Wie werde ich wieder gesund? Woher komme ich? Wer bin ich? Wohin gehe ich? Und was habe ich `wirklich´ zu tun? Gibt es Gott oder gibt es keinen Gott? Und wie sieht er aus? Sieht mich Gott überhaupt, das wünsche ich mir, oder beobachtet und kontrolliert er mich, das wünsche ich mir nicht. Liebt mich Gott, mag mich Gott, akzeptiert mich Gott oder verachtet er mich? Beschützt mich Gott, wenn es eng wird?
Ich war 22 Jahre alt, Student, und ich war immer müde, immer erschöpft, hatte immer körperliche Schmerzen, bekam oft keine Luft und war ein Herz-Kranker. Ich war bereits bei vielen Ärzten, hatte schon viele Medikamente genommen und da war dann schon so eine Ahnung in mir, dass ich bei den Ärzten und in den Krankenhäusern niemals meine Gesundheit finden würde. Darf man das so sagen, kann man das so sagen, „meine Gesundheit finden“, „meine Gesundheit wieder finden“?
In der Schule, auf der Universität, in den Medien, bei schier unzähligen Vorträgen und Seminaren und Ausbildungen fand ich keine Antworten auf meine Fragen.
Ganz offensichtlich interessieren den Staat, die Nobelpreisträger, die Wissenschaftler, die Universitäten, die Schulen und die Medien ganz anderes als mich. Und die Priester und die Religionslehrer hatten während meines bisherigen Lebens ohnehin nie wirklich etwas zu sagen.
Es war etwas anderes, dass ich immer suchte, ohne dass ich sagen hätte können was es ist, dass ich suche. Und rückblickend erscheint es mir, als hätte es sich jahrzehntelang vor mir versteckt, denn es war während meines bisherigen Lebens schon immer da, obwohl ich es nicht und nicht finden konnte – Das Wissen der Weisen.
Herzlichst,
ein suchender,
Dr. W. Zottler